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  • AutorenbildStefan

Ein Becher Tee – Genuss – oder Schmerz beim Trinken?

Aktualisiert: 18. Aug. 2020

Vor mir auf dem Tisch steht ein Becher Tee. Ein kleiner, grauer Porzellanbecher ohne Henkel. Ein Becher, der mir in seiner zeitlosen Schlichtheit so sehr gefallen hat, dass ich ihn gekauft habe. Nur einen. Einen Becher für mich. Momentan ist Winterzeit, momentan ist es Zeit für Tee.





Draußen ist es kalt und da ist es sehr schön, sich die Hände an einem warmen Becher Tee wärmen zu können. Ich habe mir also eine große Thermoskanne voll mit meinem derzeitigen Lieblingstee gemacht, aus dem ich immer wieder meinen Becher fülle.


Tee zu trinken kann eine sehr entspannende und fast schon meditative Beschäftigung sein. Nicht umsonst ist es auch eine der Gewohnheiten, die einer meiner Lieblingsphilosophen immer in seinen Texten verwendet. Ganze Philosophien sind um das Thema Tee entstanden, befassen sich damit, und haben Sinnsprüche um dieses Getränk gewoben.


Mein Tee hat mich heute wieder vieles gelehrt: Wenn er frisch aus der Kanne kommt und in meinen henkellosen Becher strömt, heizt sich der Becher so sehr auf, dass trinken auch Schmerzen bedeutet. Wenn ich den Tee so heiß trinken will, dann muss ich den Becher am oberen Rand mit den Fingerspitzen beider Daumen und beider Zeigefinger anfassen, ihn vorsichtig hochheben und den heißen Tee geräuschvoll schlürfen, damit ich mir nicht den Mund verbrenne. Diese Erkenntnis lässt sich als Gleichnis auf viele Dinge des Lebens übertragen: Manches muss man erst einmal ein wenig abkühlen lassen, nicht jedes Ding kann sofort genossen werden, und ob die Zeit alle Wunden heilt darüber streiten sich die Gelehrten, sicher ist jedoch dass die Zeit in einem henkellosen Becher den Tee langsam erkalten lässt. „Ein heißes Bad erfrischt den Körper, ein heißer Tee den Geist.“, so sagt man in Japan. In China heißt es: „Man trinkt Tee, damit man den Lärm der Welt vergisst.“ Auch dies lässt sich trefflich durchexerzieren, Tee zu trinken, auch wenn er heiß ist, auch wenn man in schlürfen muss, das ist eine gute Möglichkeit um auch in stressigen Situationen die Ruhe vielleicht nicht zu bewahren aber doch zu erlangen.


Deswegen mag ich nicht nur das Tee trinken als solches, sondern auch meinen neuen Becher. Er lehrt mich warten. Wenn ich nicht warten möchte lehrt er mich Schmerz. Will ich beides nicht, so bleibt nur die vier-Finger-Variante, gefolgt von jenen Geräuschen, die ich seit frühester Kindheit mit dem Tee trinken verbinde: Ein Schlürfen, ein Schlucken und ein genussvolles „Aaaahhhh!“. Später dann, wenn der Becher etwas abgekühlt ist, folgt die Phase, in der meine Handhaltung ein bisschen an die betenden Hände von Dürer erinnert, nur dass ich noch einen henkellosen Teebecher zwischen meinen Händen halte.

Wenn Sie Stress haben, wenn es Probleme gibt, die einer Lösung bedürfen, dann probieren Sie es einmal aus! Machen Sie sich erst einmal einen Tee, verfeinern ihn wenn nötig mit den entsprechenden Zutaten, warten Sie bis er die Temperatur erreicht, in der der Schmerz durch Genuss ersetzt wird. Und dann trinken sie Tee.





Wenn das nicht hilft: Rufen Sie mich an, dann suchen wir gemeinsam nach einer Lösung.

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